Beinahe am Abschluss des Kalenders steht die etwas ungewöhnliche Geschichte eines echten Hannoveraners, der den Sprung in die erste Mannschaft schaffte, dann eigene Wege ging und jetzt in der Nachbarschaft in der vierten Liga aufläuft und dort den Nachwuchsspielern mit seiner Erfahrung zur Seite steht.
Türchen #23: Bastian Schulz
Auch Bastian Schulz kommt aus Isernhagen, seine Kindheit verbrachte er in den frühen 90er Jahren beim TuS Altwarmbüchen, bis er im Jahr 1997 mit knapp 12 Jahren zu Hannover 96 in die Jugendabteilung wechselte. Dort spielte er in allen Mannschaften und ab 2004 auch in der zweiten Mannschaft. Zwar war er durchaus talentiert und wurde mit 20 Jahren von Ewald Lienen in den Kader berufen, als der erste Spieltag der Saison 2005/06 anstand, aber eigentlich spielte Schulz immer in der Oberliga Nord im Mittelfeld, sei es links, rechts oder zentral. In vier Saisons dort schoss Schulz 16 Tore und half mit, dass Hannover II immer im oberen Tabellendrittel landete.
Bei den Profis
Sein Debüt für die Profimannschaft gab Schulz am 15. März 2008 mit 22 am 24. Spieltag gegen Arminia Bielefeld, als er in der Halbzeit für Altin Lala eingewechselt wurde. Eine Woche später wurde er gegen den MSV Duisburg erneut eingewechselt und stand für den Rest der Saison im Kader. Das Startelfdebüt kam am 3. Spieltag der Saison 2008/09, als er zusammen mit Altin Lala das defensive Mittelfeld gegen den VfB Stuttgart besetzte und man trotzdem 0:2 verlor.
In Erinnerung geblieben ist vor allem der 11. Spieltag dieser Saison gegen den Hamburger SV. Bereits nach fünf Minuten konterte 96 im eigenen Stadion, der Ball kam zu Schulz, der aus 20 Metern einfach mal draufhielt. Der Schuss flatterte und senkte sich über Frank Rost zum 1:0 ins Netz – ein Traumtor. Am Ende stand es 3:0 und Bastian Schulz war der frühe Matchwinner. Der Rest der Saison war eine Mischung aus Startelf, Kurzeinsätzen und raus aus dem Kader. Zu 100% konnte er sich nicht etablieren, war aber immer eine Bereicherung für das Spiel. Am Ende der Saison wollte Schulz, der ansonsten ein bescheidener Spieler war, der nebenbei eine Ausbildung gemacht hatte, zumindest anerkannt haben, dass sein Vertrag nicht mehr ein reiner Vertrag für die zweite Mannschaft war. Immerhin hatte er jetzt schon 23 Bundesligaspiele und ein Tor gemacht. Hannover 96 wollte dem Wunsch aber nicht entsprechen und so suchte sich Bastian Schulz einen neuen Verein.
Auf eigenen Beinen
Beim 1. FC Kaiserslautern hatte der neue Trainer Marco Kurz das Potential des Hannoveraners erkannt und verpflichtete ihn für 100.000 Euro in die 2. Liga. Dort wird Schulz sofort zum Stammspieler und sorgt mit dafür, dass Lautern fast vom Start weg die 2. Liga dominiert und Richtung Bundesliga schielen kann. Kurz vor der Winterpause kommt dann der Schock: Bastian Schulz erleidet einen Kreuzbandanriss, fällt bis fast zum Saisonende aus. Während der Mittelfeldspieler an seiner Rückkehr an den Geräten arbeitet, macht Lautern ohne ihn genauso weiter wie mit ihm. Sie können seinen Ausfall kompensieren und bei seiner Rückkehr am 30. Spieltag steht der Aufstieg so gut wie fest und er muss feststellen: Vermisst hat mich die Mannschaft nicht so wirklich.
Er will es aber wissen und hängt sich im Sommer nach dem Aufstieg rein, möchte wieder Teil der Mannschaft werden. Das geht aber nicht gut, in der Bundesliga erhält er nur drei Einsätze, davon einer von Anfang an, bei dem er beim Stand von 0:3 gegen Stuttgart früh ausgewechselt wird (Endstand 3:3). Deswegen schaut sich Schulz erneut um und unterschreibt bei RB Leipzig in der Regionalliga Nord, wo Schulz wieder Stammspieler ist und mit Leipzig auf Rang 3 landet. Eine Saison später ist es die Regionalliga Nordost nach der Strukturreform des DFB. Das bedeutet teilweise neue Gegner und einen Durchmarsch zum Regionalligatitel für Leipzig. Dank des DFB steigt ein Meister aber nicht sofort auf, sondern muss durch Aufstiegsspiele. Für Leipzig bedeutet das ein Playoff gegen die Sportfreunde Lotte, den Meister der Regionalliga West. Nach einem 2:0-Hinspielsieg stehen alle Zeichen auf 3. Liga, bis Lotte in der 94. Minute das 2:0 schafft und in letzter Sekunde die Verlängerung erzwingt. Dort erweist sich Tobias Willers – Torschütze zum 1:0 und ehemaliger Spieler in Hannovers 2. Mannschaft – als Helfer für Leipzig, indem er ein Eigentor erzielt und so die Weichen auf Aufstieg für RB stellt. In der 110. Minute kommt Bastian Schulz im Lotter Strafraum zu Fall und nach dem erzielten 2:2 per Elfmeter steht der Aufstieg fest. In der 3. Liga ist Schulz mit nun 28 Jahren eigentlich wieder Stammspieler, jedoch setzt Trainer Alexander Zorniger nun vermehrt auf den Youngster Joshua Kimmich. So wird im Winter 2013 der Vertrag aufgelöst und Bastian Schulz zieht zurück nach Niedersachsen.
Wolfsburg
Sein alter Teamkollege Valérien Ismaël ist Trainer von Wolfsburgs Reserve und braucht noch einen erfahrenen Mann, der die ganzen Toptalente mitbeaufsichtigt. Schulz ist sofort dabei und am Ende der Saison 2013/14 ist der Tabellenführer Wolfsburg in den Aufstiegsspielen. Schulz Erfahrung ist dort aber nicht genug, gegen den Underdog Sonnenhof-Großaspach verliert man nach Hin- und Rückspiel 0:1 und muss in der Regionalliga Nord bleiben. Ismaël geht zur neuen Saison nach Nürnberg und Thomas Brdarić übernimmt. Unter ihm wird man aber nur Tabellenzweiter, Schulz trifft immerhin achtmal. Ismaël kommt nach dem gescheiterten Versuch in Nürnberg zum Sommer 2015 zurück und steht zur Winterpause hinter dem VfB Oldenburg auf Platz 2. Schulz hat mit 30 Jahren 15 von bislang 20 Spielen gemacht und bleibt ein Einfluss auf die jungen Spieler. Er träumt immer noch vom Aufstieg in die 3. Liga.
Eine echte #h96legende.
Noch jemand?
Zur Saison 2003/04 hatte 96 Kléber aus Brasilien ausgeliehen, um in der linken Verteidigung mehr Stabilität zu haben. Er machte 23 Spiele, dabei ein Tor und vier Vorlagen. Nach dem Ende der Leihe ging es für ihn zum FC Basel, wo er aber nur ein Jahr blieb und direkt danach wieder nach Brasilien zurückging und dort im Sommer 2014 seine Karriere beendete.
Türchen #1 – Daniel Haas (1 Spiel, 0 Tore)
Türchen #2 – Marius Stankevicius (2 Spiele, 0 Tore)
Türchen #3 – Henning Hauger (3 Spiele, 0 Tore)
Türchen #4 – Adrian Nikci (4 Spiele, 1 Tor)
Türchen #5 – Abel Xavier (5 Spiele, 0 Tore)
Türchen #6 – Jan Simak (6 Spiele, 2 Tore)
Türchen #7 – Gunnar Heidar Thorvaldsson (7 Spiele, 0 Tore)
Türchen #8 – Carlitos (8 Spiele, 0 Tore)
Türchen #9 – Erik Jendrisek (9 Spiele, 0 Tore)
Türchen #10 – Roman Wallner (10 Spiele, 0 Tore)
Türchen #11 – Jan Rosenthal (80 Spiele, 11 Tore)
Türchen #12 – Hanno Balitsch (150 Spiele, 12 Tore)
Türchen #13 – Mohamadou Idrissou (64 Spiele, 13 Tore)
Türchen #14 – Johan Djourou (14 Spiele, 0 Tore)
Türchen #15 – Valdet Rama (15 Spiele, 0 Tore)
Türchen #16 – Artjoms Rudņevs (16 Spiele, 4 Tore)
Türchen #17 – Sören Halfar (17 Spiele, 0 Tore)
Türchen #18 – Ricardo Sousa (18 Spiele, 1 Tor)
Türchen #19 – Sérgio da Silva Pinto (159 Spiele, 19 Tore)
Türchen #20 – Clint Mathis (20 Spiele, 5 Tore)
Türchen #21 – Benjamin Lauth (21 Spiele, 0 Tore)
Türchen #22 – Gerhard Tremmel (22 Spiele, 0 Tore)