Türchen #9

Das heutige Türchen befasst sich mit einem hochtalentierten Nachwuchsstürmer, der den Sprung in das kalte Wasser wagte, sein Level in Deutschland fand und später in die Heimat zurückkehrte, um dort weiter zu netzen.

 

Türchen #9: Erik Jendrišek

Erik Jendrišek stammt gebürtig aus der Tschechoslowakei, jedoch wurde die Heimat nur wenige Jahre nach seiner Geburt unabhängig. Seine Geburtsstadt Trstená liegt unweit der polnischen Grenze in den Ausläufern der Karpaten. In der Nähe der Stadt befindet sich der Orava-Stausee, das größte Gewässer der Slowakei, welches viele Touristen anlockt.

Fußballerisch wurde der Stürmer jedoch nicht am Stausee groß, sondern landeinwärts in Ružomberok beim MFK, wo er sein großes Potential schnell und häufig zeigte. Er spielte schnell in den Jugend-Nationalmannschaften und gab sein Liga-Debüt mit 17 Jahren für die Profis. Mit dem MFK wurde er 2006 Doublesieger, dabei war Jendrišek mit 19 Jahren bereits Torschützenkönig geworden. Insgesamt erzielte er 30 Tore in 56 Spielen und seinem Klub wird klar gewesen sein, dass dieses Juwel nicht zu halten wäre.

In die Bundesliga

Im Sommer 2006 meldete sich 96-Manager Ilja Kaenzig und fragte wegen einer Leihe des Spielers an. Es war derselbe Sommer, in dem auch Gunnar Heidar Thorvaldsson den Weg an die Leine fand. Für ein Jahr mit Kaufoption wurde Jendrišek in die Liga geholt, sollte sich dort einen Platz in der Startelf erarbeiten und den nächsten Schritt machen.

Sein erster Einsatz kam am 5. Spieltag unter dem neuen Trainer Dieter Hecking für eine knappe Viertelstunde gegen den VfL Bochum. Ansonsten saß der Slowake zwar öfter auf der Bank, zu mehr als Einsätzen für die letzten Minuten reichte es aber nicht. Insgesamt neunmal wurde Jendrišek eingewechselt und zeigte sich auf der Bundesliga-Bühne. Als das Saisonende kam, beschloss der Verein und damit der neue Sportdirektor Christian Hochstätter, die Kaufoption nicht zu ziehen und ihn zurück in die Slowakei zu schicken.

Die beste Zeit in Deutschland

Dorthin sollte es aber zunächst nicht gehen. Zweitligist 1. FC Kaiserslautern überwies eine halbe Million Euro in die Slowakei und sicherte sich die Dienste des jungen Stürmers für die nächsten drei Jahre. Während es in der ersten Saison mit fünf Toren und vier Vorlagen noch nicht so grandios lief, wurde es in den nächsten beiden Jahren immer besser. 2008/09 erzielte Jendrišek 14 Tore und legte acht auf, ein Jahr später waren es 15 Tore und drei Vorlagen. Gerade mit der letzten Saison war er maßgeblich daran beteiligt, dass Lautern nach Jahren der Zweitklassigkeit wieder in das Oberhaus aufsteigen konnte. Eine Möglichkeit, für die Pfälzer in der Bundesliga aufzulaufen, ergab sich aber nicht.

Die Leistungen des Jungen blieben in der Heimat nicht unbeobachtet und so kam es, dass er im Oktober 2008 zum ersten Mal zur Nationalmannschaft eingeladen wurde, um der Slowakei bei der WM-Qualifikation für Südafrika zu helfen. Dies gelang auch auf spektakuläre Art und Weise, man gewann die Gruppe C und ließ die größeren Nachbarländer Tschechien und Polen deutlich hinter sich. Jendrišek befand sich deswegen auch im Kader für die WM und reiste im Sommer 2010 mit der „Repre“ zu deren ersten großen Turnier der Geschichte. In der Gruppenphase durfte er beim Unentschieden gegen Neuseeland und dem historischen Sieg über Italien über die volle Zeit mitspielen und stand auch im Achtelfinale gegen die Niederlande in der Startelf, wurde aber beim Stand von 0:1 ausgewechselt und erlebte das Ausscheiden von der Bank.

Rumgetingel

In Gelsenkirchen hatte Felix Magath das Ruder übernommen und verpflichtete jeden Spieler, der nicht direkt nein sagen konnte. Jendrišek, mittlerweile 23, sah gerade nach der erfolgreichen WM der Slowaken die Chance, bei einem Champions-League-Klub anzuheuern und ordentliches Geld zu verdienen. Für Schalke durfte der Slowake in der Hinrunde dreimal in der Bundesliga spielen, darunter auch bei der Heimniederlage gegen Hannover 96 am 2. Spieltag. Dazu gab es ein paar Minuten Champions-League-Luft bei Benfica und ein kompletter Einsatz in der ersten Pokalrunde in Aalen.

Im Januar 2011 war das Abenteuer Schalke schon wieder vorbei und der SC Freiburg sprang ein, um dem Mann eine neue Chance zu geben. In zweieinhalb Spielzeiten durfte Jendrišek nun öfter auf den Rasen und seine Fähigkeiten zeigen, so torgefährlich wie zu Lauterer Zeiten war er im Breisgau aber nicht, immerhin legte er einige Tore auf.

Nachdem der Vertrag in Freiburg 2013 ausgelaufen war, wechselte Jendrišek in die 2. Liga zu Energie Cottbus, vermutlich mit dem Gedanken, so etwas wie mit Kaiserslautern noch einmal zu erleben. Die Zeit in der Lausitz begann auch grandios: In der 1. Runde des DFB-Pokals spielte man beim 1. FC Magdeburg und es war Jendrišek vergönnt, in der 84. Minute das Tor des Tages zu erzielen.

In der Liga ging für Cottbus aber alles schief. Jendrišek traf nur ein einziges Mal, am Ende der Saison 2013/14 war Energie abgeschlagen Tabellenletzter und damit begann dort ein großer Umbruch. Der betraf auch Jendrišek, denn er hatte nur einen Vertrag für die 2. Liga. Und so wandte er sich – mit nunmehr 27 Jahren – der Heimat zu.

Zurück nach Hause

Spartak Trnava hatte sich als Tabellendritter für die Europa League qualifiziert und holte Jendrišek an Bord, um den Einzug in die Hauptrunde zu schaffen. Zwar scheiterte man in den Playoffs am FC Zürich, aber der Stürmer blühte in der Fortuna liga wieder auf und schoss fünf Treffer in 13 Partien, bis er im Winter ein Angebot aus Polen erhielt. Cracovia steckte in großen Abstiegssorgen und so guckte der Klub aus Krakau im Süden Polens über die Grenze und verpflichtete den Offensivspieler. Zwar kam er in der Rückrunde nur auch vier Treffer, aber es reichte, um Cracovia über dem Strich zu halten.

In der laufenden Saison läuft es nun deutlich besser mit Cracovia. Jendrišek ist mittlerweile 29 und ein fester Bestandteil der Offensivreihe, die mit dem Polen Mateusz Cetnarski und dem Letten Deniss Rakeļs komplettiert wird. Die drei ergänzen sich gut und haben großen Anteil, dass Cracovia nach 19 Spieltagen Tabellendritter ist. Jendrišek hat bislang sieben Treffer erzielt und hofft darauf, am Montagabend gegen Korona nachzulegen.

Eine echte #h96legende.

 

Noch jemand?

Viele Spieler tauchen hier auf, die 2010 vorbeikamen, um die Saison kurzfristig zu retten. Ein weiterer kam auf neun Spiele und wird noch schnell präsentiert: Ján Ďurica, ebenfalls slowakischer Nationalspieler wie Jendrišek, wurde für die Innenverteidigung von Lokomotive Moskau ausgeliehen. Acht Spiele machte er über 90 Minuten, gegen den HSV wurde er zum 0:0 halten eingewechselt. Der heute 34-Jährige ist weiterhin Stammkraft bei Loko und fühlt sich dort sicherlich wohl.

 

Türchen #1 – Daniel Haas (1 Spiel, 0 Tore)
Türchen #2 – Marius Stankevicius (2 Spiele, 0 Tore)
Türchen #3 – Henning Hauger (3 Spiele, 0 Tore)
Türchen #4 – Adrian Nikci (4 Spiele, 1 Tor)
Türchen #5 – Abel Xavier (5 Spiele, 0 Tore)
Türchen #6 – Jan Simak (6 Spiele, 2 Tore)
Türchen #7 – Gunnar Heidar Thorvaldsson (7 Spiele, 0 Tore)
Türchen #8 – Carlitos (8 Spiele, 0 Tore)